Zahnstangenaddierer
Durch Auswahl der Ziffer auf der Zahnstange wird diese bei der Eingabe soweit bzw. bis zum Anschlag bewegt, dass die entspr. Anzahl von Zähnen in das Resultatwerk eingreift.
Die Modelle Addi-Cosmos, Addo 1, Comptator, Rapid Computer und Summator waren so gestaltet, dass sie auf das Buch oder Formular gelegt werden und nunmehr senkrechte oder Queradditionen "mit größter Leichtigkeit, Schnelligkeit und Sicherheit" vorgenommen werden können.
Erstes Modell war der 1892 von P.J. Landin patentierte Rapid Computer (US482312). In D waren die Zahnstangenaddierer von etwa 1908 bis 1930 mit verschiedenen Modellen relativ verbreitet.
Die Komet TA und ihre Nachfolger Brunsviga Jedermann bzw. TA 90 mit Volltastatur sowie die Thales KA mit Kipphebeln unterscheiden sich von den vorgenannten erheblich in Bauform und Anwendung (s.u.).
Link: Zahnstange allg.
Addi-Cosmos
hergestellt von Cosmos Büromaschinen, Berlin
produziert von 1920 bis 1921 als Surot von Schubert und Rother, Berlin, 1921 bis 1922 als Addi-Cosmos von Cosmos, Berlin, 1922 bis 1924 als B.U.G. Calculator von Bergmann Universal Ges., Berlin
9x9 Stellen; 22,5x9x5 cm mit, 20,5x7x3,8 cm ohne Box; 0,94 kg mit, 0,73 kg ohne Box
Seriennummer 2223; Baujahr: 1922 (genau am 29.03.1922)
mit Box, Anleitung und Produktionskarte.
Nach Martin gab Bergmann die Fabrikation aber, wahrscheinlich mit Rücksicht auf ihre billigeren Addiermaschinen mit Hakenzehnerübertragung, 1924 auf.
Die Maschinen Surot, Addi-Cosmos und B.U.G. sind aufgrund der jeweils kurzen Produktionszeit im Gegensatz zum Comptator (s.u.) sehr selten anzutreffen.
Siehe auch Ausführungen unten zum Rapid Computer.
Link zur Bedienungsanleitung
Literatur: Martin S.331; IllOrgaHB S.214
Addo Mod.1
hergestellt von Aktiebolaget Addo, Malmö, Schweden
produziert von 1918 bis Anfang 1920er
9x9 Stellen; 23,2x8,7x7,6 cm mit, 21,2x5,5x4,2 cm ohne Box; 0,69 kg ohne Box
Seriennummer 19D460; Baujahr: 1919
Mit Box, die geschlossen als Pult nutzbar ist, und Original-Stift; keilförmiges Rechner-Gehäuse. Funktionsweise ähnlich Summator, d.h. Resultat-Löschung per Zughebel und nicht per Löschrad wie beim Comptator.
Sehr selten. Wird nach meiner Kenntnis nirgends in der einschlägigen, zeitgenössischen Rechenmaschinenliteratur erwähnt; bzw. nur indirekt, da die Addo Modelle 2 bis 4 aufgeführt werden. Diese wurden ab 1921 bis 1926 hergestellt und waren deutlich massiver und mit Einstellkontrolle versehen (Varianten: Mod. 2 - Standard, Mod. 3 - engl. Währung, Mod. 4 - druckend). Ab 1926 produzierte Addo druckende Addiermaschinen mit Voll-, später auch 10er-Tastatur (Dixi mit Dalton-Tastatur, Addo-X mit 10-er Blocktastatur), von 1949 bis 1966 auch Sprossenradmaschinen namens Multo. Addo wurde 1966 in den Facit-Konzern integriert.
Lit.: Martin S322ff
Link: Addo Mod. 1 Werbeflyer
Addo Mod. 2
s.o. und Beschreibung folgt
hergestellt von Aktiebolaget Addo, Malmö, Schweden
produziert von 1921 bis 1926
10x10 Stellen; x cm (ohne Sockel); 2,89 kg (mit Sockel)
Seriennummer 2499; Baujahr: 19xx
xxx
Beaver
hergestellt für Ito-Ya Ltd.*, Tokio, Japan
(wohl primär in den USA und NL vertrieben)
produziert 1960er, ohne Seriennummer
6x6 Stellen; 11x21x6,5 cm; 0,82 kg (je ohne Box)
Mit original Verkaufs-Box, Blatt mit skizzierter Anleitung sowie Kurzanleitung auf Unterseite.
Der Eingabewert wird per Schieber eingestellt und dann mit dem Hebel rechts unten übertragen: "push up the trigger". Mit dem Balken oben lässt sich das Eingabewerk löschen, mit dem Rad an der Seite das Resultatwerk. Umschaltbar auf Subtraktion (rote Ziffern, s. Abb. 3).
Obwohl wahrscheinlich Massenprodukt, ist nur wenig über den Beaver bekannt und es sind nur sehr wenige Expl. erhalten - zumidnest haben es nur sehr wenige in die Sammlungen nach Europa geschafft; etwas sinnvolles ergoogeln konnte ich bisher nicht.
*so gemäß Beschreibung im "Kantoormachinegids" von 1965. Die Fa. Ito-Ya wurde 1904 als Briefpapier-Fachgeschäft gegründet und verkauft auch heute noch in mehreren Filialen - inkl. Niederlassungen in den USA - Schreibwaren für den Büro- und Schulbedarf. Daher wohl eher Vertriebs-firma als Hersteller. Weder auf der Box, noch auf der Anleitung, noch auf dem Rechner ist eine Firmenbezeichnung zu finden; nur "Made in Japan" auf dem Kunststoff-Gehäuse.
Link: Infos mit Video, Innenleben und Werbeanzeigen von Jaap Scherphuis
Brunsviga Jedermann, 90 TA und 948 T "ADSUM"
hergestellt von Brunsviga Maschinenwerke AG
produziert von 1955 bis Ende der 1950er
8x9 Stellen, 23x27x8,5 cm, 3,7 kg
a) Brunsviga Jedermann: Seriennummer 053360; Baujahr 1955; "Made in Germany - US Zone" (noch ohne Abb.)
b) Brunsviga 90 TA (Fotos 1. Zeile): Seriennummer 22-02935; Baujahr 1956
mit Einstellkontrollwerk; Preis 1956/58: 325 DM
c) Brunsviga 948T ADSUM (Fotos 2. Zeile): SN 22-05945; Baujahr Ende 1957
Für den brit. Markt bzw. für die alte brit. Währung. Ohne Kontrollwerk.
Es gab auch ADSUM-Modelle ohne die rechte Spalte mit 1/4-Werten, dafür eine Spalte mehr für ganze Pfund (also 5 statt 4 Pfund-Spalten).
Eine der wenigen Volltastatur-Zahnstangenaddierer. Für Subtraktion wird die Blende der Ergebnisanzeige nach links verschoben.
1955 hat die Fa. Brunsviga - bekannt für ihre Sprossenrad-Rechenmaschinen - die Fertigung der Komet TA (Tasten-Addiermaschine) von der Fa. Komet Rechenmaschinen Fabrik GmbH Frankfurt/M. übernommen und ab 1956 als Brunsviga 90 TA produziert. 1955 wurden Restposten der Komet TA bzw. erste Modelle mit Einstellkontrollwerk kurzzeitig als Brunsviga Jedermann verkauft.
Zum Vergleich s.u. Komet TA 8/9 (ohne Kontrollwerk).
Comptator
hergestellt von Schubert & Salzer Maschinenfabrik AG, Chemnitz, ab 1921 von Hans Sabielny, Dresden
produziert von 1908 (beworben in den Fliegenden Blättern) bis Ende 1920er(?)
Mit ein-/abschaltbarer Einstellkontrolle.
Von Sabielny verbesserter Nachbau des Rapid Computers (s.u.). Es gab ein 9- und ein 13-stelliges Modell, letzteres wohl erst ab 1922.
Sabielny sorgte ab 1920 als Vertreter für den großen Erfolg der Archimedes-Staffelwalzenmaschinen, wirkte bei deren Weiterentwicklung mit und produzierte ab 1934 in Lizenz Facit-Sprossenradmaschinen für den dt. Markt.
Link zur Bedienungsanleitung; viele weitere Infos unter www.rechnerlexikon.de/artikel/Comptator
Literatur: Martin S.231f; IllOrgaHB S.234; Schranz S.58;
Vor hundert Jahren: Der Comptator - ein Rechner fürs Journal. Aufsatz von E. Anthes in HBW Nr. 80, 06.2009, S.15
Comptator 9
Abb. folgen
9x9 Stellen; 21,3x8,5x4 cm mit, 20,4x7x3 cm ohne Box; 0,49 kg
frühe Seriennummer 1131; Baujahr ca. 1908
mit Eingabestift und maschinengeschriebener Ergänzung zur Gebrauchsanleitung.
Sowohl mit Aufschrift Schubert&Salzer (Produktion), als auch Hans Sabielny (Vertrieb).
Comptator 9 für alte brit. Währung
hier 9-stelliges Modell für alte brit. Währung
9x9 Stellen; 22,7x9,5x5 cm mit, 20,4x7x3 cm ohne Box; 0,57 kg
Seriennummer 10911; Baujahr Anfang-Mitte 1910er (wohl vor 1. WK)
Die Comptator-Variante für alte brit. Währung ist sehr selten anzutreffen, die 9-stellige noch mal seltener als die 13-stellige.
Comptator 13
13x13 Stellen; 22x10,5x4,3 cm mit, 20,4x8x3,5 cm ohne Box; 1,0 kg mit, 0,76 kg ohne Box
Seriennummer 22506; Baujahr 1920er
Preis 1908: 125 M, 1909/13: 150 M, 1925/27: 150 RM, 1936: 85
RM
Komet TA 8/9
hergestellt von Komet Rechenmaschinen Fabrik, Frankfurt am Main
produziert von 1952 bis 1955
8x9 Stellen, 23x27x8,5 cm, 3,5 kg
Seriennummer 51228; "Made in Germany - US Zone"
Preis 1953: 295 DM
Einer der wenigen Volltastatur-Zahnstangenaddierer; ohne Einstellkontrollwerk; mit 9-seitiger Original-Anleitung.
Die Fa. Komet produzierte einige Addier- und Rechenmaschinen, kam aber wegen mangelhaften Vertriebs bzw. Erfolgs in finanzielle Schwierigkeiten und musste 1955 aufgeben. Die Fertigung der Komet TA wurde dann von Brunsviga ein paar Jahre fortgeführt (s.o.). Während Komet nur rund 1.000 Expl. der Komet TA absetzen konnte, hat Brunsviga in ähnlicher Zeitspanne rund 8.000 Brunsviga 90 TA verkauft.
Literatur: Die Rechenmaschinen der Firma KOMET
Micra
hergestellt von ミクラ精機 - Mikkura Seiki - Micra Precision Machine(?), Japan
produziert wohl 1960er/um 1970; Pat.P. 078895+078896
6x6 Stellen, 18,5x11x4,5 cm, 297 gr.
Gehäuse-Elemente aus Kunststoff; Zahnstangen und Lösch-Zughebel aus Metall.
Wie finess und Micro-Tally interessante Neukonstruktion mit Kunststoff; obwohl sehr günstig dennoch erfolglos wegen der aufkommenden Taschenrechner.
Einfache Bedienung: Finger bei entspr. Stelle und Zahlenwert platzieren und Zahnstange am Steg nach unten bis zum Anschlag ziehen - instantan wird der entspr. Zahlenwert ins Ergebniswerk addiert. Die Zahnstange bewegt sich dann automatisch - wohl per Feder - wieder nach oben. Das Ergebniswerk hat automatischen Zehnerübertrag. Löschung des Ergebniswerks durch Zughebel an der rechten Seite.
Offenbar gab es vers. Versionen (manche mit einer Art Kommaschieber) und zwei Gehäuse-Varianten. In D und bei Ebay kaum anzutreffen.
Sehr ähnlich zur Hasbro Adding Machine (für Kinder).
Links: Anleitung (japan. und engl.), Rechnerlexikon, Retrocalculators
Rapid Computer
hergestellt von Rapid Computer Co., Chicago, Illinois, USA
Patent von 1892; produziert ab 1890er bis ca. 1914
9x9 Stellen, 20x5,4x3 cm ohne Box; 0,45 kg ohne, 0,61 kg mit Box
Seriennummer 5665; Baujahr um 1900
Preis 1902/1914: 25 US$
Sehr massiver und stabiler Rechner; mit Löschrad für das Ergebniswerk. Er wurde mehrfach nachgebaut, unter anderem als Addi-Cosmos/BUG und Comptator (s.o.).
Beachte die verschiedenen Adressen von Rechner (s.o.) und Gehäuse (Benton Harbor, Michigan). Die Produktion und/oder der Firmensitz wurde 1906 von Chicago nach Benton Harbor verlagert.
Literatur: Martin S.125f+231f; Russo S.99
Summator
hergestellt von Hans Sabielny, Dresden
produziert von 1921 bis Ende 1920er (?)
9x9 Stellen; 23x7,5x4 cm (Box 25x9,5x5 cm); 0,71 kg mit, 0,45 kg ohne Box
Seriennummer: 4647; Baujahr: Mitte 1920er; Preis 1925: 85 Mark
Mit Postenkontrolle, Auslösetaste und Zugrückstellung per Knopf.
Sabielny brachte mit dem Summator neben seinem Comptator einen weiteren, diesem sehr ähnlichen Kleinaddierer auf den Markt, der aber deutlich billiger in Herstellung und Verkauf war - wohl in Reaktion auf die Konkurrenz mit Surot / Addi-Cosmos / B.U.G. und SuN oder aber der Inflationszeit geschuldet. Da weniger robust, haben nur wenige Exemplare überlebt.
Literatur: Martin S.334; IllOrgaHB S.273
Thales KA (Varianten I, II, KA-Sterling)
Addiermaschine mit Eingabe per Kipphebel, Zahnstangen-System
hergestellt von Thaleswerke, Rastatt
produziert 1952* bis um 1960
8x(2)x9 Stellen; 17x19x9 cm (ohne Hebel); 2,7 kg
Modell I (Abb. 1-5): Seriennummer 14274; Baujahr Mitte 1950er
Modell II (Abb. 6-12): Seriennummer 38825; Baujahr um 1960
Modell KA-Sterling (Abb. 13; gab es auch mit Bezeichnung Figaro): weitere Abb. und Beschr. folgen
Addierer mit mehreren Besonderheiten:
- Eingabe via Kipphebel
- großer Hebel zur Ausführung der Addition kann links oder rechts montiert werden.
- Modell I mit Postenzähler bis 99 wie Umdrehungszählwerk als Multiplikationshilfe für wiederholte Addition (es gab auch das Modell Thales KR mit dekadischer Wertverschiebung für Multiplikation); spätere Expl. (Modell II) hatten diesen Postenzähler nicht mehr.
- Modell I mit 2 Rändelrädern zum Löschen des Resultatwerkes und des Postenzählers; Modell II mit Löschhebel links für Resultatwerk.
- 2 Umsteller für Addition/Subtraktion sowie Repetition (R).
Thales ist primär bekannt für ihre Sprossenradmaschinen, hier ein etwas exotischer Ausflug.
Literatur: "Thales" in Stätten Deutscher Arbeit 7, 1953
*dort heißt es 1953, dass diese Kleinaddiermaschine mit "neuartiger Tastatur" in Vorbereitung sei.
Es gab auch noch die Variante Thales KR, die durch eine Zusatzeinrichtung zu einer 4-Spezies-Maschine geworden ist.
Desweiteren soll es die Variante Stunden-Addiermaschine gegeben haben, von der mir kein Expl. bekannt ist.