Addierer mit Halbtastatur

Die Tastatur besteht hier aus mehreren Spalten der Ziffern 1-5. Vorteil: der Arm musste für die Bedienung nicht mehr bewegt werden, man konnte "blind" eingeben. Sehr kompakte Maschinen. Nachteil: Werte größer 5 mussten durch 2 Tastendrucke eingegeben werden (7=5+2 o. 3+4; 8=4+4 o. 3+5).

 

Der erste Addierer mit Eingabe 1-5 war der Kolonnenaddierer Centigraph (Patente 1887/1891). Der erste Halbtastatur-Addierer war wohl der von J.A.V. Turck 1900 konstruierte Mechanical Accountant (und s.u.), den es in vers. Halb- und Volltastatur-Varianten gab.

Lit.: Schranz S.67

 

Interessant: die Übungstastatur Educator von Comptometer besteht auch aus einer Halbtastatur, obwohl Comptometer nur Volltastatur-Addiermaschinen hergestellt hat. Aber um schnell und blind - d.h. ohne den Arm zu bewegen - rechnen zu können, hat man in den vielen Comptometer-Schulen eben auch die Eingabe wie auf einer Halbtastaturmaschine gelernt. 

 

Contex A

für alte brit. Währung, mit Koffer

Schaltschwinge

hergestellt von Contex, Gebr. Carlsen, Kopenhagen, Dänemark

produziert von 1946 bis 1950

(5+1+2)x9 Stellen; 22,5x21,5x7 cm; 1,3 kg (2,2 kg mit Koffer)

SN 119763; Baujahr Ende 1940er  

Tastenhebel mit Zahnsegment sind aus Hartgewebe (Pertinax = Hartpappe; vgl. Trabi-Karosserie).

Wartungsarm und erstaunlich haltbar auch noch nach über 60 Jahren. Hier die nicht-dezimale Version für alte britische Währung im Tragekoffer. Gab es auch in weiß, aber selten. Neben dieser und der dezimalen gab es auch die Variante mit links nur 4 statt 5 Spalten für Dezimal-Zahlen, dafür rechts zusätzlich eine Spalte mit den Tasten 1/2 und 1/4.

Link: www.jaapsch.net/mechcalc/contex.htm; www.johnwolff.id.au/calculators/Contex/Contex.htm

Contex A

Standardmodell (dezimal)

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Schaltschwinge

hergestellt von Contex, Gebr. Carlsen, Kopenhagen, Dänemark

produziert von 1946 bis 1950

8x9 Stellen; 22,5x21,5x7 cm; x kg

schwarz, SN 79684; Baujahr Mitte-Ende 1940er (in Koffer)

rotbraun, SN 80352; Baujahr Mitte-Ende 1940er 

xxx (s.o.)

Contex B

für alte brit. Währung

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Schaltschwinge

hergestellt von Contex, Gebr. Carlsen, Kopenhagen, Dänemark

produziert etwa von 1951 bis 1970

(5+1+2)x9 Stellen; x cm; x kg

SN 138028; Baujahr 1950er 

xxx (s.u.)

Contex B

Standardmodell (dezimal, mit Koffer)

Schaltschwinge

hergestellt von Contex, Gebr. Carlsen, Kopenhagen, Dänemark

produziert etwa von 1951 bis 1970

8x9 Stellen; x cm; x kg (x kg mit Koffer)

SN 411013913; Baujahr 1960er  

Technisch weitgehend identisch mit der Contex A (s.o.), aber optisch stark modernisiert. Tastenhebel mit Zahnsegment sind aus Phenolharz-Hartgewebe (Pertinax = Hartpappe; vgl. Trabi-Karosserie).

Hier die dezimale Version im sehr mitgenommenen Tragekoffer.

Dabens

Schaltschwinge

hergestellt von Tarber/Dabens* (primera fabrica argentina de maquinas de calcular), Argentinien

*die meisten Expl. tragen auf dem ansonsten identischen Typenschild den Firmennamen Dabens statt Tarber; einige die drei Namen Tarber-Dover-Dabens. Zur Firma oder evtl. anderen Modellen konnte ich bisher nichts ergoogeln. Der Garantieschein ist von Angel Tarabini aus Monteagudo unterzeichnet (es gibt 2 Orte dieses Namens in Argentinien, in der Provinz  Misiones und in der Provinz Tucamán).

produziert wohl 1950er/60er

8x9 Stellen; 22,5x21,4x7,0 cm; 1,79 kg (je ohne Tasche)

SN 10747; Baujahr 1959, Garantieschein vom 01.07.1959

Technisch, optisch und in den Abmessungen weitgehend identisch mit der Contex A (s.o.), aber Gehäuse aus Gusseisen.

Schön und komplett erhalten mit Anleitung in Tragetasche. Hat (nur) in Argentinien einige Verbreitung gefunden.

Dacometer 5

Schaltschwinge mit Zykloid-Getriebe

hergestellt von Rich. Müller A/S, Copenhagen, Dänemark

Alleinvertrieb durch Dacorema, Copenhagen, Dänemark

produziert etwa 1947 bis 1950

8x9 Stellen (Halbtastatur); 21x27x13 cm; 3,5 kg

Seriennummer 2522; Baujahr Ende 1940er

Im Bakelitgehäuse; ziemlich selten.

Die Dacometer-Addiermaschinen hatten für den Zehner-Übertrag ein spezielles Zykloid-Getriebe, ähnlich wie im Mechanical Accountant. Ausführliche Infos siehe Lit.-Hinweis.

Es gab noch weitere Dacometer Modelle mit Halbtastatur (508, 511, mit 8 bzw. 11 Stellen) oder Volltastatur (9, 98, 911), die neueren im Metall- statt Bakelitgehäuse. Die Produktion endete wohl noch in den 1950ern.

Beim Hersteller handelt es sich um das heute unter RMIG "RM Rich. Müller A/S i Skanderborg (Dänemark)" firmierende weltweit tätige Unternehmen für Lochbleche.

Link/Literatur: Dacometer - eine beeindruckende Addiermaschine aus Dänemark mit unbekanntem Zykloid-Getriebe aus den USA; von Martin Reese in Historische Bürowelt Nr. 89, 10.2012 

Dacometer 508

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Schaltschwinge mit Zykloid-Getriebe

hergestellt von Rich. Müller A/S, Copenhagen, Dänemark

Alleinvertrieb durch Dacorema, Copenhagen, Dänemark

produziert etwa 1950 bis 1953 (danach im grünen Gehäuse)

8x9 Stellen (Halbtastatur); x cm; x kg

Seriennummer 3086; Baujahr Anfang 1950er

Im rotbraunen Metallgehäuse, mit Koffer; ziemlich selten. Nachfolgemodell der Dacometer 5 (s.o.).  In D auch als Torpedo Schnell-Addiermaschine vertrieben (s.u.).

Mechanical Accountant Duplex - Modell M(?)

hergestellt von Mechanical Accountant Co., Providence, Rhode Island, USA

produziert etwa von 1915 bis Ende 1920er

6x6 Stellen (Halbtastatur); 16x25,5x14 cm; 3,14 kg

Seriennummer 30111 R; Baujahr um 1925

Preis für 5-stelliges Duplex-Halbtastatur-Modell (1915): 85 US$

Preis für 6-stelliges Duplex-Halbtastatur-Modell (1925): 125 US$

Patente US679348 (1901), US720086 (1903) und US1011156 (1911; dieses Patent für den Duplexmechanismus ist von J.C. Chase, der ab 1917 für Monroe arbeitete)

Konstruiert von J.A.V. Turck, Autor von Origin of Modern Calculating Machines (1921) und von 1911-1953 Mitarbeiter bei Felt & Tarrant (s.o. Comptometer).

Funktioniert wie Burroughs und Comptometer, also ohne Betätigung eines Hebels zur Summierung. Fehler konnten bei der Eingabe entstehen, wenn man die Taste nicht ganz durchdrückte. 

Die Maschine gab es als Simplex-Modell mit Eingabekontrollanzeige, bei der aber jede Ziffer einzeln eingegeben werden musste (ansonsten Fehler beim Zehnerübertrag), und später als Duplex-Modell - wie das hier gezeigte - ohne Eingabekontrollanzeige, aber man konnte die Ziffern einer Zahl gleichzeitig eingeben. 

Häufiger sind die Modelle mit Volltastatur. Das Volltastatur-Duplex-Modell gab es 1924 mit 9,11,13 Stellen (eine mehr im Ergebniswerk; mir sind nur 8-stellige Maschinen bekannt), das Halbtastatur-Modell gab es mit 6,8,10,12 Stellen (eine mehr im Ergebniswerk, außer bei 6 Stellen). Es wurde 1915 als "new model M" beworben.

Mechancial Accountant Maschinen hatten für den Zehner-Übertrag ein spezielles Zykloid-Getriebe, ähnlich wie später im Dacometer.

Obwohl die Mechancial Accountant Maschinen nur etwa halb so viel kosteten wie die Comptometer Modelle, waren sie kein großer Erfolg und sind heute sehr selten - wohl weil sie ohne Verkaufsfilialen nur via postalischer Bestellung direkt ab Fabrik verkauft wurden. 

Literatur: Amer.Digest of Business Machines S79, Martin S137f

Link: Text über Turck inkl. Mechanical Accountant

Nisa C

Schaltschwinge

hergestellt von Nisa Národní Podnik (etwa: Nisa volkseigener Betrieb), Prosec nad Nisou, Tschechoslowakei 

produziert Ende 1950er - Anfang 1960er

8x9 Stellen (Halbtastatur); 26x22x7,5 cm; x kg

Seriennummer 4-02362; Baujahr Anfang um 1960er

Preis: 98 DM (1960), 148 DM (1960er)

Gehäuse aus weinrotem Kunststoff; in Lederkoffer im Handtaschenformat; mit grüner Staubschutzhaube.

Technisch und optisch sehr ähnlich zu Contex A+B.

Dieser Rechner wurde um 1960 in Kanada auch als Commodore Adding Machine vertrieben.

Prosec nad Nisou liegt etwa 20 km südöstlich von Zittau im heutigen Tschechien.

Lit.: Reese S.75ff (primär Geschichte von Mira+Nisa, nichts spezifisches zu dieser Addiermaschine)

"Plus" Adder (6x6)

Schaltschwinge

hergestellt von Bell Punch Company Ltd., London, GB

produziert etwa von 1936 bis 1948

6x6 Stellen; 17,5x15,5x10,5 cm; 1,65 kg

Seriennummer A462; Baujahr Mitte/Ende 1930er; Preis: 20 Guineas**

Die Tasten der geraden und ungeraden Ziffern sind unterschiedlich geformt (verschieden tiefe Kuhlen), um das Blindrechnen zu erleichtern.

Dieses Plus Modell war bisher in der sehr umfangreichen und empfehlenswerten Übersicht von Nigel Tout NICHT enthalten, da nach seiner Auskunft sehr selten (weil dezimal). Das Feld Model auf dem Typenschild ist leer; das A bei der SN kommt auch bei anderen Modellen vor. In jedem Fall ist es ein sehr früher "Plus" AdderDas Plus Modell mit 5x5 Stellen wird bei Martin Plus-Minor bezeichnet.

Die Plus-Modelle gingen gemäß Martin S.445 aus dem ab 1931 in allenfalls geringen Stückzahlen produzierten Pettometer* von Petters Ltd. hervor (Patent von Guy Bazeley Petter zur Tasteneingabe, Patent zum Rechner): gemäß Nigel Tout kaufte Bell Punch 1936 die Rechte am Pettometer, der ab 1937 Plus Adder genannt wurde. Nachfolgemodell im Blechgehäuse war die Plus 506. Die Plus 500er Addierer und die Sumlock genannten Bell Punch Volltastatur-Modelle wurden bis 1974 hergestellt.

Bell Punch wurde 1961 in die Comptometer Corporation eingegliedert und brachte 1963 Anita auf den Markt, den ersten rein elektronischen Tischrechner, womit das Ende der mechanischen Rechner eingeläutet wurde.

*In einem 4-seitigen deutsch-sprachigen Prospekt von 1931 wird dieser Addierer Petometer bezeichnet (mit einem "t", s. letztes Bild). Dort heißt es: Eselsarbeit der Maschine überlassen!

**Die Guinea als brit. Währungseinheit wurde bereits 1816 durch den Souvereign und dieser 1917 durch das Pfund abgelöst. Das Guinea wird aber heute noch gerne im Auktionshandel verwendet, da 1 Guinea = 21 Schilling entsprachen (1 Pfund = 20 Schilling), d.h. 5 % Zuschlag eingepreist sind. Die Angabe 20 Guineas für eine Plus Adder bedeuteten also 21 Pfund (die kleine Plus-Minor kostete 13 Guineas = 13 Pfund 13 Schilling). 

Lit.: Martin S.445

Links: Übersicht über Plus und Sumlock-Typen; weitere Modelle bei John Wolff

Plus 509C

Schaltschwinge

hergestellt von Bell Punch Company Ltd., London, GB

produziert ab 1948, mit dieser Gehäuseform ab 1958 bis 1974

9x10 Stellen; 24x18,5x12 cm; 3,2 kg

Seriennummer 509/C/821.608; Baujahr Anfang/Mitte 1960er

Preise - 1955: 595 DM; 1961: 635 DM

Die Plus 500er Modelle folgten um 1948 auf den Plus Adder (s.o.). Es gab eine ganze Reihe vers. Modelle bzgl. Stellenzahl und für spezielle Einsatzgebiete wie z.B. Zeit und alte brit. Maßeinheiten und Währung. 

Offensichtlicher Unterschied zum Plus Adder war das Metallgehäuse und ein moderneres Design. Es gab aber auch für die sichere Anwendung eine wichtige technische Weiterentwicklung: beim Plus Adder und bei der Torpedo wurde der Wert beim Drücken ins Resultatwerk übertragen - wenn man die Taste nicht ganz durchdrückte, wurde ein kleinerer Wert addiert, woraus leicht Fehler entstehen konnten. Bei den Plus 500er Addierern wurde der Wert erst beim Loslassen der Taste in das Resultatwerk übertragen und nur dann, wenn man die Taste ganz durchdrückte (sonst wurde kein Wert addiert).

Das Modell 509C gleicht der 509D, bis auf die andere Tastaturbelegung: 509C mit rechts 2 Nachkommastellen (für dezimale Währungsrechnung), 509D mit 3 Feldern à 3 Reihen (für dezimale Rechnungen).

Diese Gehäuseform hatten die Plus 500er Modelle ab 1958. Ab 1966 war auf dem Firmenschild Sumlock Anita Electronics LDt. angegeben.

Links: Übersicht über Plus und Sumlock-Typen; weitere Modelle bei John Wolff

Torpedo

[verkauft]

Schaltschwinge

hergestellt von Torpedo-Werke A.G. (gegründet 1906, gehörte seit 1932 zu Remington), Frankfurt am Main

produziert etwa von 1933 bis 1940er

8x9 Stellen; 23x15x11 cm; 2,1 kg

Seriennummer 14273; Baujahr um 1940; Preis 1937: 220 RM mit Koffer

Seltenere Variante mit blauem Tastenfeld (meist grün). Große optische Ähnlichkeit zu den frühen Plus Adder Typen (s.o.). Nigel Tout schreibt, auch die Torpedo-Werke hätten wie die Bell Punch Company von Petters eine Lizenz erworben.  Siehe auch Hinweise zur Bedienungssicherheit unter Plus 509.

Etwa 1950 kam für kurze Zeit die Torpedo-Schnell-Addiermaschine im neu designten Blechgehäuse auf den Markt (s.u.).

Lit.: Martin S.460; "Torpedo-Werke A.G." in Stätten Deutscher Arbeit IV, 1951 (dort Schnell-Addiermaschine in einem Absatz kurz beschrieben);
"Der Schnelladdierer der Torpedo Werke AG" von Haertel, 2019

Torpedo Schnell-Addiermaschine

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Schaltschwinge mit Zykloid-Getriebe

hergestellt von Rich. Müller A/S, Copenhagen, Dänemark

vertrieben von Torpedo-Werke A.G., Frankfurt am Main

produziert etwa 1950 bis 1953 (danach im grünen Gehäuse)

8x9 Stellen (Halbtastatur); x cm; x kg

Seriennummer 3383; Baujahr Anfang 1950er

Im rotbraunen Metallgehäuse. Baugleich mit Dacometer 508 (s.o.); also kein technischer Nachfolger der auf den Plus Adder basierenden Torpedo (s.o.).