Rechenschieber & Co.

Mit Rechenschiebern lassen sich analog - nicht diskret per Zifferneingabe wie bei den meisten anderen in der RECHNER GALERIE vorgestellten Geräten und Maschinen - durch verschieben zweier Skalen und Addition bzw. Subtraktion von Strecken via Logarithmen (s.u.) die Rechenoperationen Multiplikation und Division durchführen. Neben den Grundrechenarten sind auch komplexere Operationen wie Quadrat, Wurzel und trigonometrische Funktionen möglich.

 

Ihre Kernfunktion basiert auf dem Logarithmus: Durch Logarithmen lassen sich Multiplikation auf Addition reduzieren (log a + log b = log c mit a*b=c), Division auf Subtraktion (log a - log b = log c mit a/b=c), Quadratwurzelziehen auf Division durch zwei, Kubikwurzelziehen auf Division durch drei.

Der Logarithmus wurde Anfang des 17. Jahrhunderts unabhängig voneinander vom Schweizer Uhrmacher Jost Bürgi (1558–1632) und dem schottischen Mathematiker John Napier (1550–1617) entwickelt.

 

Edmund Gunter (1581–1626) entwickelte die Gunter-Skala, bei der man mit Stechzirkel Berechnungen durchführen konnte. William Oughtred (1574–1660) hatte 1622 die Idee, zwei kongruente logarithmische Skalen zu verwenden, die Geburt des Rechenschiebers.

 

Rechenschieber bestehen aus einem linealförmigen Grundkörper, in dem mittig eine verschiebbare Zunge angebracht ist. Die einfachsten Rechenschieber haben die 4 Skalen A-B-C-D, es gibt aber auch Rechenschieber mit bis zu 31 Skalen. Je nach Skalen-Anordnung werden Rechenschieber den Systemen Darmstadt, Disponent, Mannheim, Rietz u.a. zugeordnet. Details zu den Skalen siehe bspw. unter bluemich.net und bei Links und Literatur.

 

Die Ablesegenauigkeit hängt primär von der Länge der Skalen ab. Die Standardgrößen mit 30 cm Länge erlauben nur eine Genauigkeit von 3 Ziffern. Per Ableselupe oder größeren Modellen kann sie etwas verbessert werden. Rechenscheiben hatten bei 30 cm Durchmesser immerhin außen eine Skalenlänge von rund 75 cm.

Bei Rechentafeln und Rechenwalzen konnte man schließlich durch Skalenlängen von in Summe rund 1 bis 25 m(!) auf 4 bis 6 Ziffern genau ablesen. 

 

Analoge Rechengeräte wie Datenschieber, Rechscheiben, Nomogramme zur Anwendung in bestimmten Branchen bzw. für bestimmte Prozesse o.ä. siehe unter Spezielle Anwendungen.

 

Links:

- gute Übersicht in wikipedia
- Geschichte des Rechenschiebers, von Heinz Joss, 2004

- Faszination Rechenschieber, von D. Erbslöh, 2005

- großartige und umfangreiche Übersicht über Hersteller und Modelle im sliderulemuseum sowie unter www.rekeninstrumenten.nl

- viele Infos und Modelle im Rechenschieber Online Museum von Jörn Lütjens

- Seite der deutschsprachigen Rechenschieber-Sammler

- Geschichte Napier und Logarithmen: www.collectanea.eu

- Hinweise zur Reinigung (engl.) 

 

Literatur:

- gute Übersicht Als Rechner noch geschoben wurden in BdW 04/2007

- viele Detailinfos zu Herstellern und Modellen in Rechenschieber- eine Dokumentation von Dieter von Jezierski, 1997

- All about sliderules der Oughtred Society, 2012, 111 S.

- Übersicht und viele Modelle in Slide Rule Reference Manual der Oughtred Society, 2005

- umfangreiche Rechenschieber-Listen in Slide Rules - their history, models, and makers von Peter M. Hopp, 1999

- zur Geschichte der Berechnung von Logarithmentafeln: "Von der Berechnung der Logarithmentafeln - Ein historischer Exkurs mit mathematischem Gehalt" von Thomas Sonar