Direktmultiplizierer mit Multiplizierkörper

Bei diesen Rechenmaschinen muss bei der Multiplikation nicht mehrmals je nach Ziffern des Multiplikators gekurbelt werden, sondern je Stelle nur noch einmal. Oder gemäß Lind: "Maschinen ..., die mit einem körperlich ausgeführten Einmaleins arbeiten und für jeden Stellenwert das fertige Produkt nach einer einzigen Kurbelumdrehung im Ergebniswerk angeben."

Basis solcher Maschinen sind Multiplizier-körper, bei denen die Ergebnisse des kleinen 1x1 dreidimensional ausgestaltet sind - für jede Kombination beim kleinen 1x1 ist das Ergebnis getrennt nach Einer- und ggf. Zehnerstelle in diesem Multiplizier-körper enthalten (siehe Schaumodell).
Je nach eingestellten Ziffern wird an der entsprechenden Stelle das Ergebnis abgegriffen.
Solche Maschinen wurden entwickelt von Luigi Torchi (1834, Fragmente), Ramón Verea (1878, 1 Prototyp), Léon Bollée (1889+1892, 2 Maschinen) und Otto Steiger (1899-1935 wurden von Hans W. Egli rund 5.000 Expl. der Millionär produziert). 
Die Multiplikationsmaschine von Eduard Selling funktionierte nach dem Prinzip der Nürnberger Schere. Desweiteren arbeiteten auch die Fakturier-maschine Burroughs-Moon-Hopkins Klasse 7 (Ende der 20er) und die druckende Kuhrt US (1926-30) mit Multiplizierkörpern

Es gibt auch einige Patente mit nicht realisierten Direktmultiplizierern, wie bspw. das Patent DE221313 aus 1908 von Anton Röhr (per Kurvenscheiben auf einer Rechenscheibe).

... 
Link: Film zu Léon Bollées Rechenmaschine

Millionär VIII

hergestellt von Hans W. Egli, Zürich, CH

verkauft von W. A. Morschhauser, #1 Madison Ave, New York City, USA

rund 5.000 Expl. produziert von 1899 bis ca. 1933 (patentiert 1893; Verkauf bis mind. 1941)

8x8x16 Stellen; 64,5x29x17,5 cm; (rund 30) kg

Seriennummer: 3055; Baujahr: ca. 1919

Preis (1924): 575 US$ - (1927): 2100 SFr

Bei der Millionär stellt man den kompletten Multiplikanden sowie die erste Ziffer des Multiplikators ein und erhält nach einer Kurbelumdrehung das Ergebnis der Multiplikation für diese erste Stelle. Dann die Ziffer der nächsten Stelle des Multiplikators einstellen etc.

Gemäß HB-BüroMasch handelt es sich um Modell VIII; es gab auch Modelle mit den Kapazitäten 6x6x10, 10x10x20 und 12x8x20, mit Tasten u/o mit Doppelzählwerk u/o elektrischem Antrieb. Die größte Maschine mit elektr. Antrieb soll 73 kg wiegen!

Links: Beschreibung I + Beschreibung II (engl.)Bedienungsanleitung; Kurzfilm; Demontageanleitung (engl.)

Literatur: IllOrgaHB S.261ff; HB-BüroMasch S.174f; Martin S.126ff;
"Die Entwicklung der Millionär Rechenmaschine" von Lewin+Wolff, HBW 98;

"Die Millionär No. 10" von Lewin+Schmid, HBW 108;

"Einmaleinskörper" von Ullrich Wolff, 2004

"Rätsel um die Datierung der weltberühmten Rechenmaschine Millionär gelöst" von H. Bruderer, 2018