Math. Bäuerle: Badenia, Peerless, EMBEE

St. Georgen, Schwarzwald

Mathias Bäuerle "der Ältere" (geb. 1838) produzierte Uhren in seiner 1863 gegründeten Werkstatt. Sein Sohn Mathias Bäuerle "der Jüngere"  (geb. 1865, gest. 1916) übernahm die Firma und war sehr erfolgreich: um 1900 erhält er bspw. mehrere Auszeichnungen, auch den Grand Prix bei der Weltausstellung in St. Louis, und produziert monatlich über 5.000 Uhren/Uhrwerke (z.T. unter dem Markennamen MB-Peerless, s.u.). 

1903 beginnt er mit der Produktion von Rechenmaschinen, die bereits ab 1912 für Bäuerles Betrieb das wichtigste Produkt werden. Sie sind sehr robust und äußerst leichtgängig; Produktionsende war 1964.

Nachdem die Firma zwischenzeitlich auch Tisch-Offset-Druckmaschinen produziert hat, stellt die MB Bäuerle GmbH heute Falz- und Kuvertier-systeme her (www.mb-bauerle.de). Die Firma feierte 2013 ihr 150stes Jubiläum.

 

1903 bis 1964 Herstellung von Staffelwalzen-Rechenmaschinen.

Typische Entwicklung der Gehäuseform:

  • 1903 erste Serie: Schiebermodell im Holzkasten
  • 1910 zweite Serie mit Gestell aus Gusseisen 
  • ca. 1920 dritte Serie in Blechgehäuse (neben Schieber- nun auch Tasteneingabe)
  • ca. 1927 vierte Serie: wie vor, aber bereits schräg angeordnete Anzeige
  • ca. 1930 neue Baureihe T (TH mit Handantrieb, TE mit Elektromotor, TEH beides alternativ; alles Tastenmodelle mit leicht schräg gestellter Tatstatur und steil angeordneter Anzeigen). 
  • Diese ab 1950 mit neuem, modernerem Design, ab 1952 mit der Modellbezeichnung EMBEE statt Badenia.

 

Bereits ab 1907 beschäftigte man sich mit einer Rapid genannten Zusatzeinrichtung, um die Multiplikation zu beschleunigen: man konnte durch Einstellen des Multiplikanden das Getriebe der Kurbel so variieren, dass nur eine Kurbelumdrehung pro Stelle nötig war. Damit war die Maschine tatsächlich peerless bzw. unvergleichlich. Dies erforderte aber bei großen Ziffern hohen Kraftaufwand und beanspruchte die Mechanik stark. Möglicherweise sind auch deshalb heute kaum noch Rapid-Modelle vorhanden.

 

Modellbezeichnungen Badenia und Peerless. Dazu schreibt Martin 1936: Die Fabrikmarke "Peerless" ist seit 30 Jahren im Auslande bekannt, während im Inland die Fabrikmarke "Badenia" verwendet wird, um damit gleichzeitig auf das Ursprungsland hinzuweisen. 

Dagegen heißt es in Martin 1925 und in der Badenia Firmenbroschüre, dass die ab 1921 hergestellten Tastenmodelle Badenia, die Schiebermodelle Peerless genannt wurden.

Die röm. Ziffer als Modellbezeichnung bezieht sich auf die Kapazität: 

Mod.I: 9x8x13 Stellen, Mod.II: 9x9x16, Mod.III: 12x11x20 Stellen.

Ab 1952 Modellbezeichnung EMBEE - lautmalerisch die Anfangsbuchstaben von Mathias Bäuerle.

 

Literatur: Martin S.395ff; IllOrgaHB S.267f; Reese S.30ff; "Badenia - 1863-1953: 90 Jahre Feinwerktechnik - 1903-1953: 50 Jahre Rechenmaschinen"; "125 years Mathias Bäuerle GmbH"; "Die Badenia-Modelle (1920-1948) von Mathias Bäuerle, Sankt Georgen" in HBw 103, 2016, von Martin Reese 

Links: Vor 100 Jahren: „Peerless“ und „Badenia“ Rechenmaschinen aus St. Georgen im Schwarzwald von Martin Reese, eine Kurzbiografie/-übersicht (engl.) von Georgi Dalakov und einige Infos mit Video, Innenansicht, etc. von Jaap Scherphuis.

Peerless (1. Serie im Holzkasten)

Bilder folgen

 

hergestellt von Math. Bäuerle, St. Georgen (Schwarzwald)

produziert von 1903 bis ca. 1909 (1. Serie; bis 1909 wurden etwa 2.000 Expl. gefertigt)

8x9x16 Stellen; 59x20x14,5 cm (Holzgehäuse) bzw. 56,5x15x9 cm (Maschine); x kg

Seriennummer 544; Baujahr ca. 1905

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Peerless (2. Serie mit Gussgestell)

hergestellt von Math. Bäuerle, St. Georgen (Schwarzwald)

produziert 1910-1920 (2. Serie)

8x7x12 Stellen, 43x19,5x18,5 cm, 9,1 kg

Seriennummer 3342; Baujahr ca. 1913/14

Bäuerle produzierte nach TIM/Unitas (ab 1909) als einer der ersten Hersteller Staffelwalzenmaschinen im stabileren Metallgehäuse. Es handelt sich hier um das zweitkleinste Peerless-Modell aus der 2. Serie mit Gussgestell und Peerless-Logo an den Seiten. Sie ist aber noch kleiner als die von Martin mit Mod.I bezeichneten Maschinen mit 13 Stellen im Resultatwerk und sogar mit geringerer Kapazität als die Baby Peerless

 

Die Stellenzahl dieser Maschine ist in Martin S.159 nicht aufgeführt, auch nicht bei den "früher produzierten" Modellen. Dies liegt wohl an einem Setzfehler, denn 8x9x16 wird zweimal bei den früher produzierten Modellen aufgeführt. Auch sind im Text wohl die Angaben zu Einstell- und Übertragungswerk vertauscht. Es könnte/müsste dort also heißen: "Früher wurde die Maschine 7x6x12-stellig, 8x7x12-stellig, 8x9x16-stellig und 11x10x20-stellig geliefert ...".

Peerless Mod.III (3. Serie)

hergestellt von Math. Bäuerle, St. Georgen (Schwarzwald)

produziert von 1921 bis Mitte/Ende 1920er (3. Serie)

12x11x20 Stellen, 47,5x18x12 cm, 7,5 kg

Seriennummer 4852; Baujahr wohl Anfang-Mitte 1920er 

Es handelt sich um das zweitgrößte Peerless-Modell III aus der 3. Serie (die 1. war im Holzgehäuse, die 2. mit Gussgestell).

 

Vergleich zur Baby-Peerless (s.u.):

nach allem, was man über die Baby-Peerless lesen kann, ging ich davon aus, dass bei ihr das Rechenwerk und die Walzen einzigartig klein gehalten sind. Aber: Durchmesser und Abstand der Staffelwalzen und damit der Einstellschieber sind bei diesem Modell III genauso groß wie bei der Baby: Abstand nur 2 cm (bei den Maschinen der 1. und 2. Serie noch 3 cm)! Dieses Modell III ist daher auch trotz erheblich größerer Stellenzahl deutlich leichter als obige Peerless aus der 2. Serie.

Allerdings beträgt die Länge der Staffelwalze - gemessen an der längsten, zur Ziffer 9 gehörigen Staffel - hier beim Modell III 3,2 cm, bei der Baby nur 2,7 cm (2.Serie: 5 cm). Bei der Baby ist die Walze so kurz, dass die Ziffern abwechselnd rechts und links vom Einstellschieber angeordnet werden mussten.

Baby Peerless

hergestellt von Math. Bäuerle, St. Georgen (Schwarzwald)

produziert von ??? bis 1929

9x8x12 Stellen, 30,5x15x11 cm, 4,9 kg

Seriennummer 5488; Baujahr Mitte 1920er; Preis 1927: 400 RM  

Martin schreibt 1925: Die Baby-Peerless ... ist so klein, dass sie mit Fug und recht als die allerkleinste Staffelwalzenmaschine bezeichnet werden kann. ... Diese Baby-Maschine ist so klein gehalten, dass sie bequem in einer Aktentasche mitgenommen werden kann.

Meine Maschine wurde in den USA von der "Peerless Calculating Machine Co., New York" vertrieben; andere Maschinen wurden in den USA von Keuffel & Esser als Peerless Reckoning Machine verkauft. Sie hat nicht mehr den bei Martin 1925 beschriebenen Holzkasten.

Die Peerless Baby war das letzte von Math. Bäuerle gefertigte Schiebermodell. Badenia-Broschüre: Für die weniger anspruchsvolle Kundschaft war die Baby eine wertvolle preisgünstige Bürohilfe, obwohl ihr Prinzip bei Erscheinen der Badenia-Volltastaturmaschine (1921) als überholt gelten muss.

Badenia Mod.I (Var. 1+2)

hergestellt von Math. Bäuerle, St. Georgen (Schwarzwald)

a) Var. 1 (Abb. 1-7)produziert ca. 1920 bis ca. 1927/28

9x8x13 Stellen; 34x25x15,5 cm; x kg

Seriennummer 4912; Baujahr um 1923; Preis 1927: 1050 RM

Mit abfallender Stufe zw. Tastatur und Ergebnis-/Umdrehungswerk. Das Lineal muss zum Löschen angehoben werden (so auch bei Var. 2); bei Var. 1 gibt es dafür links einen praktischen Hebehaken. Wurde -wohl im Ausland - auch als Peerless-Simplex angeboten.

b) Var. 2 (Abb. 8-12): produziert ca. 1927/28 bis ca. 1929 (s.u.)

9x8x13 Stellen; 36x29,5x20 cm; 11,4 kg

Seriennummer 6560; Baujahr Ende 1920er

Andere Maße als Var. 1 bzw. in Martin für Badenia/Peerless I und anders als Abb. in HB-Büro-Maschinen S.149. Außerdem schräggestellter Schlitten ohne Stufe ähnlich Badenia TH, aber Kurbeln anders (vgl. Rechnerlexikon bzw. Martin Nachtrag): Zwischenmodell zw. Badenia Var. 1 mit abfallender Stufe zum Ergebniswerke und den TH-Modellen.

Weitere Details siehe Beitrag von Reese in der HBw 103 aus 2016.

Badenia TH10 und Klein-Badenia

hergestellt von Math. Bäuerle, St. Georgen (Schwarzwald)

(diese Gehäusevariante) produziert ab ca. 1930 bis in die 1940er.

a) "Klein-Badenia" - 7x6x10 Stellen, 32x33x20,5 cm, 11,1 kg; SN 7548
(Fotos 1. Reihe)

b) TH10 - 8x6x10 Stellen; 32x33x20,5 cm; 9,6 kg; SN 7769 [verkauft]

beide ca. 1931 produziert

Die T-Serie im anwendungsfreundlichen Badenia-Design - leicht schräge Tastatur, steil gewinkeltes Resultat- und Umdrehungswerk, Kurbel an der Seite, Drehrad für Schlittentransport - wurde ab 1929 produziert. Da staubgeschützt, innen wie neu. Mit halbautomatischer Division (Schlitten wird bei Kurbeldrehung ggf. weiterbewegt). 

Modell a) ist trotz kleinerer Stellenzahl deutlich schwerer als Modell b)!?

Die kleinsten TH10 Modelle mit anfangs 6x6x10, später 7x6x10 wurden als Klein-Badenia angeboten. Es gab auch das größere TH13-Modell mit bspw. 9x8x13 Stellen.

Spätere Modelle wurden etwas stromlinienförmiger mit gerundeten Ecken, meist graugrün gehalten (s.u.). Ab 1952 wurde kein Modell mehr ohne Motor ausgeliefert (dann bereits EMBEE genannt).

Badenia TH10 (neues Design 1950)

hergestellt von EMBEE - Math. Bäuerle, St. Georgen (Schwarzwald)

produziert 1950-1952

8x6x10 Stellen, 36x33x20,5 cm, 10,4 kg

Seriennummer 16896; Baujahr ca. 1950; Preis: 850 DM

mit Staubschutzhaube

wie vor, aber moderneres Design in Bundeswehr-grün, noch nicht mit der Modellbezeichnung EMBEE, die ab 1952 verwendet wurde - ab dann auch nur noch Maschinen mit Motor, von der TEH10 bis zum Vollautomat VA 17 Super